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Von Ärzten


„Ein Quacksalber, wie es deren viele gibt,
wollte einem Hufschmied vom Fieber helfen.
Es wurde aber täglich schlimmer,
so dass der Mann ganz von Kräften kam.

Da fiel dem Kranken ein,
er wolle einmal wieder nach Herzenslust
Sauerkraut essen.
Und er aß – und ihm ging es besser.

Als dies der Quacksalber erfuhr,
schüttelte er den Kopf,
musste es aber doch gut
sein lassen; und er trug in sein Arzneibuch ein,
wie er denn zu tun pflegte, und schrieb:
"Sauerkraut gut für's Fieber!"

Nicht lange drauf geschah es, dass der Schneider das Fieber bekam.
Dem verordnete der Quacksalber sogleich Sauerkraut.
Und der Schneider starb.

Der Quacksalber schüttelte den Kopf,
musste den Schneider aber doch tot sein lassen.
Und er schrieb in sein Rezeptebuch:
"Sauerkraut gut für Hufschmiede, aber nicht für Schneider!"




Doofenkappe



Meine Name ist Dietmar Wischmeyer und dies ist das Logbuch einer Reise durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten. Hier ist mein Bericht.

Viele Arten gibt es, den anderen zu zeigen "Guck mal, ich bin doof" - die sicherste ist und bleibt das Tragen von Kopfbedeckungen. Einst ersonnen, um den Einfluß der Witterung auf die Gestaltung des Haupthaares zu zügeln oder Keulenhiebe des Nächsten abzufedern, dienen sie heute vornehmlich als Kennzeichnungshilfe des Bekloppten. Ganz sicher, einen solchen vor sich zu haben, kann man sein, wenn er auf seiner Baseballmütze "N" und "Y" übereinandergestickt trägt. Natürlich war dieser Hampelmann weder in New York noch weiß er überhaupt, daß diese Stadt mit dem Kürzel gemeint ist. Bei dem Signet "San Francisco Fistfuckers" mag er zumindest noch gutgläubig an eine dort ansässige Baseballmannschaft denken und stülpt die Kappe über die Rübe. Das merkwürdige Ding insgesamt ist zur Standardmütze aller Blödiane geworden, weil sie den abschüssigen Hinterkopf so schön betont und der überdimensionierte Schirm an die Augenwülste unserer Vorfahren erinnert. Dem Träger nimmt man gerade noch den homo erectus ab, den sapiens schon nicht mehr. Der trendige Jugendliche mitsamt alternder Szenegefolgschaft war sich dieses Makels wohl bewußt und trägt die Doofenkappe seither verkehrt herum - wohl auch um sich von der normalen Dumpfbacke zu unterschieden. Doch ha! Er tappt in die nämliche anatomische Falle der Hominidenmütze: Auch andersherum getragen betont das schlichte Kleidungsstück die Verwandtschaft mit den Kollegen aus der Oldoway-Schlucht: diesmal fliehende Stirn und speckiger Nacken. Ganze Popmusikerhorden outen sich hier mit einfachsten Mitteln als Primitivlinge. Verkehrtherum getragen hat das Idiotenteil zusätzlich den peinlichen Nebeneffekt, daß die Plastikschnalle auf der Stirn eine krebsrote Vertiefung hinterläßt, die noch Tage nach Ablegen der Mütze den gelegentlichen Träger kenntlich macht. Mit diesem Kainsmal auf der Stirn enttarnt sich der brave Angestellte noch im Bürojob als Feierabendjugendlicher. Es ist kein Zufall, daß ausgerechnet diese Kopfbedeckung in Amerika entstand. Ständig darauf bedacht, kulturell in Richtung Halbaffe zu regredieren, hat der Durchschnittsami schon früh die Baseballkappe auch im Alltag für sich entdeckt. Die Herrschenden zogen nach, Präsidenten, Generäle: sie alle machten sich zum Gespött der Welt. Jahrelang konnte ich nicht glauben, daß General Eisenhower zu den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs zählte. Ich war fest davon überzeugt, daß es sich um einen besonders fiesen deutschen Militär handeln müsse, dem die Alliierten zur Strafe die Eselsmütze aufgesetzt hatten. Letztlich bleibt uns die Kultur des Amerikaners ewig fremd und will nur behutsam importiert werden. Nur - mit der gleichen Arroganz, mit der die Amis auch außer Landes ihren Heimatkopfschmuck herumtragen, könnten sich auch mal deutsche Repräsentanten bei ihren USA-Visiten zeigen. Warum trägt Hannelore Kohl nicht mal beim Dinner im Weißen Haus wie selbstverständlich einen Stahlhelm? Das wär doch mal was.

Dietmar

(aus: "Wischmeyers Logbuch")



Wie schwer es die Menschheit bei der Eroberung der Lüfte hatte, beweist Michail Sostschenkos legendäres satirisches Meisterstück, welches umfassend mit den ewigen Zweiflern und Gegnern des Flugwesens abrechnet. Michail Sostschenko (1895-1958)


Die Kuh im Propeller

Grigori Kossonossow, der Wächter der Fliegerschule, fuhr auf Urlaub in sein Heimatdorf.
"Nun, was ist, Genosse Kossonossow," sagten die Kollegen beim Abschied, "da ihr schon hinfahrt, könnt ihr vielleicht ein bißchen agitieren dort im Dorf, wie? Sagt den Bäuerlein so und so, das Flugwesen entwickelt sich bei uns, vielleicht tragen sie etwas Geld zusammen für ein neues Flugzeug!"
"Da könnt ihr versichert sein," antwortete Kossonossow, "ich werd' schon tüchtig Propaganda machen, wär was anderes, wenn es nicht ums Flugwesen ginge, aber darüber, seid unbesorgt, werd ich schon was Richtiges sagen!"
Kossonossow kam nach Haus und begab sich gleich am Tag seiner Ankunft zum Dorfsowjet.
"Also," sagte er, "ich will hier ein bißchen agitieren! Kann man nicht eine Versammlung einberufen?"
"Nun, warum nicht," sagte der Vorsitzende, "agitiert nur, agitiert nur!"
Am anderen Tag rief der Sowjet die Bauern beim Feuerwehrschuppen zusammen.
Grigori Kossonossow trat vor sie hin, verbeugte sich und begann: "Also, so ist das, das Flugwesen, Genossen Bauern! Da ihr ein, naja, na Gott naja, ungebildetes Volk seid, werde ich euch etwas von der Politik erzählen. Hier, sagen wir mal, ist Deutschland und dort vielleicht Frankreich. Hier Rußland und da - naja, überhaupt..."
"Worüber redest du eigentlich, Väterchen?" fragten die Bauern.
"Worüber?" erwiderte Kossonossow empört, "Über das Flugwesen natürlich! Blüht halt sehr auf, das Flugwesen! Hier ist also Rußland und hier ist China."
Die Bauern hörten finster zu.
"Halt dich nicht auf!" rief jemand von hinten. "Red weiter!"
"Ich halte mich ja gar nicht auf", sagte Kossonossow eingeschüchtert.
"Ich rede ja über das Flugwesen. Es entwickelt sich bei uns, Genossen Bauern, nichts dagegen zu sagen! Was wahr ist, ist wahr!"
"Hm, etwas unverständlich," rief der Vorsitzende.
"Sie, Genosse, müssen etwas volkstümlicher sprechen, bitte, daß Sie die Masse auch versteht!"
Kossonossow trat näher an den Haufen der Bauern heran, setzte verlegen das eine Bein etwas vor und begann von neuem: "Also, Genossen Bauern - man baut Flugzeuge bei uns. Und nachher - ssst - fliegt man!
In der Luft sozusagen!
Nun, mancher natürlich hält sich oben nicht gut, bums, saust er runter wie der Flieger Genosse Jermilkin, rauffliegen tat er ganz gut und dann bums! Krach! Ein nasser Fleck blieb übrig!"
"Ist doch kein Vogel schließlich," sagten weise die Bauern.
"Eben, das sag ich auch!" sagt Kossonossow, erfreut über die Anteilnahme. "Natürlich kein Vogel! Ein Vogel, wenn der herunterfällt, nun ja, er schüttelt sich und los weiter.
Anders beim Menschen. War da noch so ein anderer Flieger. Der fiel auf einen Baum und hing da wie ein Äpfelchen. Hat sich natürlich erschreckt, der Arme, es war zum kranklachen!
Ja, ja, ja, verschiedenes passiert so! Da ist einmal eine Kuh bei uns in den Propeller gekommen! Ritsch, ratsch! Und hin war sie ... Auch Hunde ..."
"Und Pferde?" fragten ängstlich die Bauern. "Auch Pferde, Väterchen?"
"Auch Pferde!" sagte stolz im Brustton der Überzeugung der Redner. "Das kommt oft vor!"
"Ach, diese Kanaillen, hol sie der Teufel!" sagte jemand. "Was sie sich jetzt alles ausdenken: Pferde zu Tode quälen - nun Väterchen - und das entwickelt sich jetzt, ja?"
"Eben, das sag ich ja! Es entwickelt sich, Genossen Bauern! Und darum meine ich, sammelt vielleicht die ganze Bauernschaft etwas Geld."
"Wofür denn bloß, Väterchen?" fragten neugierig die Bauern.
"Für ein Flugzeug natürlich!" sagte der Redner. Die Bauern lächelten finster und gingen langsam auseinander.
Geld für ein neues Flugzeug brachte Kossonossow, als er von seinem Urlaub zurückkam, nicht mit.
Die Bauern seines Heimatdorfes waren eben noch ein zu ungebildetes Volk.



Ein weiteres, weniger bekanntes Kleinod und Ausdruck der russischen Seele ist diese elementare Aufklärungsrede des Feldschers anlässlich einer Frauentagsfeier. Sie hat zwar wenig Bezug zum Flugwesen, aber wer Sostschenko mag, wird auch an Bulgakow seine Freude haben. Michail Bulgakow (1891-1940)

Frauentag mit Syphilis (1925)

Am Internationalen Frauentag, welcher alljährlich am achten März begangen wird, öffnete sich die Tür des Lesehäuschens in dem Dorf Laka-Tyshma, das sich der wohlgeneigten Patenschaft der Kasaner Eisenbahn erfreute, und ließ den Sanitätsfeldscher ein (nennen wir ihn Iwan Iwanowitsch).
Wäre nicht der Umstand, daß sich am achten März kein politisch bewußter Bürger in betrunkenem Zustand zeigen kann, noch dazu bei einem Vortrag, noch dazu in einem Lesehäuschen, und wäre nicht der Umstand, daß der Feldscher Iwan Iwanowitsch wohlbekanntermaßen keinen Tropfen Alkohol in den Mund nahm, so hätte man wetten mögen, dass er sternhagelblau war.
Seine Augen sahen aus wie zwei Siegellackpfropfen auf Flaschen mit vierzigprozentigem russischen Wodka und seine Temperatur betrug höchstens 30 Grad. In dem Häuschen verbreitete sich eine derartige Schnapsfahne, dass der Versammlungsleiter das Rauchen einstellte und Iwan Iwanowitsch mit folgenden Ausdrücken das Wort erteilte: "Das Wort zu seinem Vortrag über den Internationalen Frauentag hat Iwan Iwanowitsch."
Iwan Iwanowitsch, von alkoholischer Würde beflügelt, schaffte den Sprung auf die Bühne beim dritten Anlauf und trug folgendes vor: "Bevor ich vom Internationalen Tag spreche, will ich ein paar Worte über die Geschlechtskrankheiten sagen!"
Diese Einleitung hatte vollen Erfolg. Grabesstille trat ein und eine Glühbirne erlosch. "Tja ..., meine lieben internationalen Frauen", fuhr der Feldscher heftig schnaufend fort, "da sehe ich eure Gesichter vor mir, so an die achtzig Stück ..."
"Vierzig", sagte der Leiter verwundert mit einem Blick auf die Anwesenheitsliste.
"Vierzig? Um so schlimmer, das heißt, besser", fuhr der Redner fort, "ihr tut mir leid, meine lieben Mädchen und Damen ... Pardon! Frauen ... Denn je weniger Bevölkerung es auf einem bestimmten Gebiet gibt, desto weniger Geschlechtskrankheiten treten auf und umgekehrt. Besonders die Syphilis ... Diese entsetzliche Geißel des Proletariats, die keinen verschont ... Wißt ihr denn, was das ist?"
"Iwan Iwanowitsch!" rief der Leiter.
"Sei mal still. Unterbrich mich nicht. Die Syphilis", sagte der Redner hickend und langgedehnt, "die ist ein Ding, das man sich ganz leicht einfangen kann! Ihr sitzt hier und denkt vielleicht, ihr seid davor sicher?"
Der Feldscher lachte böse. "Pustekuchen. Da läuft zum Beispiel so ein junges Mädchen mit roter Armbinde rum, freut sich über den achten März und alles, und dann heiratet sie, und eines schönen Tages wäscht sie sich ... schnaubt sich die Nase, und zack! Liegt die Nase in der Waschschüssel, und statt der Nase, entschuldigt den Ausdruck, hat sie ein Loch!" Stimmengewirr ging durch die Reihen und eine Arbeiterin, ganz blaß, eilte zur Tür.
"Iwan Iwanowitsch!" rief der Leiter. "Verzeihung, ich bin beauftragt, also rede ich. Ihr meint wohl, wenn ihr noch unschuldig seid, das könnte euch retten? Ohoho! Und sind unter euch überhaupt Unschul ..."
"Iwan Iwanowitsch!" rief der Leiter. Weitere zwei Arbeiterinnen gingen und blickten entsetzt zurück zur Bühne.
"Ihr kommt zum Beispiel hierher, wollen wir sagen, der Kessel mit dem abgekochten Wasser ... Na klar, es ist heiß" fuhr der Redner fort und lockerte den aufgeweichten Kragen, "na ja, da nimmt man den Becher. Über euch hängen Plakate von der Komintern >Trinkt kein unabgekochtes Wasser< und so, und vor euch hat ein Syphilitiker getrunken mit seinem Mund, sagen wir mal, unser Versammlungsleiter ..."
Der Leiter heulte auf. Zwanzig Arbeiterinnen wischten sich mit ihren Tüchern angewidert den Mund, und wer keins hatte, nahm den Rocksaum. "Was heulst du?" fragte der Feldscher den Leiter.
"Ich habe nie Syphilis gehabt", schrie der und nahm die Farbe von Preiselbeeren an.
"Komiker ... das war doch bloß ein Beispiel. Sagen wir mal, Sie!" Der Feldscher zeigte mit zitterndem Finger in die erste Reihe, die sich röckeraschelnd leerte.
"Wenn eine Frau am achten März, entschuldigt den Ausdruck, die Geschlechtsreife erlangt", zwitscherte am Pult der Redner, der sich immer mehr auflöste, "was denkt sie sich dann" "Schweinekerl!" sagte eine dünne Stimme in den hinteren Reihen.
"Das einzige, wovon sie in den Mondnächten träumt, ist, wie sie am schnellsten zu ihrem Sexualpartner kommt", meldete der Feldscher und fuhr mit den Händen die Hosennähte entlang. Da erfüllte Stöhnen und Zähneknirschen das Lesehäuschen. Die Bänke leerten sich polternd. Sämtliche Arbeiterinnen gingen hinaus, viele schluchzten. Zwei blieben, der Versammlungsleiter und der Feldscher.
"Ihr Sexualpartner aber", murmelte der Feldscher schwankend und blickte den Leiter an, "meine liebe Arbeiterin, der ergibt sich der Liebe und sonstigen Lastern ..."
"Ich bin keine Arbeiterin!" schrie der Leiter. "Entschuldigung, sind Sie ein Mann?" fragte der Feldscher und glotzte durch einen Schleier.
"Ja!" rief der Leiter beleidigt.
"Sieht nicht so aus", hickte der Feldscher.
"Iwan Iwanowitsch, Sie sind blau wie ein Veilchen!", rief der Leiter, der vor Unmut zitterte, "Sie haben mir den Frauentag verdorben! Ich werde mich über Sie beim Zentrum und noch weiter oben beschweren."
"Mach das", sagte der Feldscher, setzte sich in einen Sessel und schlief ein.

Michail Bulgakow
Michail Bulgakow

(Das Copyright der Texte liegt selbstverständlich bei den Autoren und deren Rechtsnachfolgern.)


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